Es geht nicht einfach um abstrakte Arbeitsplätze.

In jüngster Zeit wurden für die Aargauer Wirtschaft schwerwiegende und weit reichende Entscheidungen getroffen, beispielsweise von der Firma General Electric, die in Oberentfelden fast 500 Arbeitsplätze streichen will. Unvermittelt werden hier auf dem Buckel des Kantons Aargau – entgegen früherer Abmachungen –Strategien umgesetzt. Das ist mehr als bedauerlich. Hier geht es nicht einfach um abstrakte «Arbeitsplätze», betroffen sind Menschen und Familien!

Durch solch’ bittere Entscheidungen darf aber nicht die Gesamtwirtschaft unser Vertrauen verlieren. Unsere Wirtschaft lebt vom Handwerker, der seinen Auftrag punktgenau erledigt; von der Forscherin, die einen neuen Wirkstoff entwickelt; vom Chauffeur, der seine Ware pünktlich abliefert; von der Equipe, die unseren Arbeitsplatz sauber hält. Die Wirtschaft, das sind wir alle.

Das Verhalten einzelner Entscheidungsträger darf nicht als Versagen des marktwirtschaftlichen Gesamtsystems missverstanden werden. Es erstaunt gewiss nicht, wenn ich hier festhalte: Ich stehe mit Überzeugung hinter der freien Marktwirtschaft. Wir Schweizerinnen und Schweizer verdanken diesem System unser aller gutes Leben. Auch dank diesem System erhält passende Hilfe, wer in eine Notlage gerät. Die Politik und die Bevölkerung gewähren der Wirtschaft die dazu erforderliche Handlungsfreiheit aber nur weiter, wenn sie verantwortlich genutzt wird. Dazu braucht es Partner, die ihre Versprechen einhalten. Es braucht Führungskräfte, die langfristig ausgerichtete und nachvollziehbare Entscheidungen treffen, und diese frühzeitig und mit offenem Visier kommunizieren. Es braucht Verlässlichkeit und die Sicht aufs Gesamtwohl. Zahllose Unternehmerinnen und Unternehmer nehmen diese Verantwortung wahr. Tagtäglich widmen sie ihrem KMU die volle Tatkraft. Sie geben alles, um ihren Angestellten Arbeit und Lohn zu erhalten, um unsere Jugend auszubilden, um unsere Sozialwerke zu sichern. Diese Chefinnen und Chefs sind mit ihrem eigenen Geld in der Firma investiert und tragen die grossen Risiken selber. Sie können eine Kündigung nicht anonym aussprechen, sie müssen ihrer Arbeitskraft bei der Übergabe des blauen Briefs direkt in die Augen schauen.

Dem Regierungsrat gebührt Dank für seine klaren Worte und seinen Einsatz für den Erhalt der Arbeitsplätze im Kanton Aargau. Einmal mehr wird klar, wie standortungebunden grosse Unternehmungen sind. Zieht aber ein Grossbetrieb weg, so ergibt sich eine negative Kettenreaktion auf die Gesamtwirtschaft der Region. Deshalb ist die Steigerung der Standortattraktivität im Aargau von grosser Wichtigkeit. Zentral dabei ist eine gradlinige Wirtschaftspolitik, die den Unternehmen bestmögliche Rahmenbedingungen bietet, etwa flüssige Verkehrsströme, weniger administrative Belastung und zügige Bewilligungsverfahren. Weiter muss die vorgesehene Reform der Unternehmenssteuern nun entschlossen und ohne Zeitverzögerung vorangetrieben und umgesetzt werden.